Steinkonzentrationen geben Rätsel auf
»Ich stehe hier vor einem Rätsel«. So reagierte Gustav Schwantes, als er Anfang des 20. Jahrhunderts während seiner Ausgrabungen in Nienbüttel erstmalig auf komplexe, teils großdimensionierte, sicher anthropogen geschaffene Steinkonzentrationen im Gräberfeldareal stieß. Schwantes nannte sie seinerzeit »Kenotaphe«, also Leer- oder Scheingräber, da sich in ihnen zwar mitunter Objekte aus dem Spektrum der Grabbeigaben der Urnen, aber keine oder nur geringe Leichenbrandreste fanden.
In den beiden Wochen vor Ostern widmete sich die erste von zwei für 2024 vorgesehenen Feldforschungskampagnen im Rahmen des vom NIhK in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Universität Rostock durchgeführten Projektes »Rituale in einem neuen Licht – Moderne Feldforschungs-, Dokumentations- und Visualisierungsstrategien am Beispiel des Gräberfeldes Nienbüttel« einer dieser Strukturen. 3D-Structure-from-Motion-Erfassung und detaillierte Beobachtungen während der Ausgrabung lassen einen neuen Blick auf die rätselhaften Steinkonzentrationen zu. Ihre Bedeutung als integraler Bestandteil des großen Urnengräberfeldes gilt es nun in den kommenden Wochen anhand der Grabungsdokumentation und der Forschungsliteratur herauszuarbeiten, bevor dann im Sommer die nächste Grabungskampagne beginnt.