Nach 1600 Jahren vom Schmerz befreit

Die im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojektes „Gräber der Fallward“ laufenden anthropologischen Untersuchungen durch Dr. S. Grefen-Peters und den von Prof. Dr. B. Krause-Kyora durchgeführten paläogenetischen Analysen führten bereits zu bemerkenswerten Erkenntnissen, welche detaillierte Einblicke in das Leben der im Friedhof beigesetzten Individuen gewähren.

Von dem im sogenannten großen Bootsgrab bestatteten etwa 50 jährigen Mann blieb der Schädel mitsamt des Ober- und Unterkiefers vollständig erhalten. Die deutlich erkennbare massive Abrasion der Molaren und Prämolaren, teilweise mit freiliegender Pulpa, lässt auf eine lebenslange Ernährung aus vorwiegend getreidehaltigen Speisen schließen.

Um neben weiterführenden paläogenetischen Untersuchungen insbesondere auch Isotopenanalysen zu ermöglichen, wurde jüngst eine Zahnextraktion durchgeführt. Der Eingriff erfolgte in den Zahnarztpraxen Dr. J. Huntemann und Dr. W. Schumann minimalinvasiv. Anhand einer vorab erstellten digitalen Volumentomographie (DVT) gelang eine dreidimensionale Darstellung des Schädels. Der für die Entnahme vorgesehene Zahn wies im Wurzelbereich noch deutliche Spuren eines wahrscheinlich äußerst schmerzhaften apikalen Granuloms auf. Da die avisierten naturwissenschaftlichen Analysen nicht zerstörungsfrei erfolgen können, wurde der Oberkiefer zunächst professionell abgeformt. Diese Abformung dient nun der Zahntechnik und der Restaurierung als Grundlage für eine naturgetreue Rekonstruktion des entnommenen Molaren.