Untersuchungen an außergewöhnlichen Blockbergungen aus dem Gräberfeld von Nienbüttel

Im August wurde vom NIhK in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Universität Rostock auf dem großen jüngereisen- und älterkaiserzeitlichen Urnengräberfeld von Nienbüttel (Lkr. Uelzen) eine der großen Steinkonzentrationen ausgegraben, die auf anderen zeitgleichen Gräberfeldern der Region ohne Vergleich sind. Dabei traten zwischen den teils mächtigen Steinen zwei Bronzegefäße zutage, von denen eines ohne Zweifel als Leichenbrandbehältnis diente und eine Revision der bisher sogenannten „Kenotaphe“ notwendig macht.

Solche Bronzegefäße sind aus dem Römischen Reich ins Barbaricum gelangt und erfuhren hier eine Integration in lokale Bestattungspraktiken, denn anders als in ihrem Herkunftskontext, wo sie Teil des Gebrauchs- und Tafelgeschirrs waren, dienten sie auf Gräberfeldern wie dem von Nienbüttel als Urnen für eine distinguierte Gruppe von Menschen.

In den vergangenen drei Wochen fanden detaillierte Untersuchungen dieser im Block geborgenen Metallgefäße sowie zweier unweit der Steinkonzentration aufgedeckter Keramikurnen im Rahmen einer Summerschool mit Studierenden des Studienganges Konservierung und Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (ABK) unter der Anleitung von Dr. Andrea Fischer statt. Dabei wurden die äußerst fragilen Bronzegefäße zunächst sukzessive freigelegt, dokumentiert und anschließend mit Glasfasergewebe konsolidiert. Im Falle der Urnen aus Keramik erfolgte außerdem bereits eine vollständige Freilegung und Bergung der einst sorgfältig deponierten Gefäßinhalte. Im Frühjahr 2025 sollen die konservatorisch-restauratorischen Maßnahmen durch zwei Studentinnen der ABK fortgesetzt und zum schließlich Abschluss gebracht werden.