Befestigungen im Küstenbereich des westlichen Elbe-Weser-Dreiecks als strukturelle Basis der Kommunikations- und Handelsrouten der Römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit
Eng verknüpft mit den Forschungen zur Rekonstruktion der Besiedlungs- und Landschaftsgeschichte des Raums Sievern sind aktuelle Untersuchungen in den Mikroregionen Cuxhaven-Gudendorf und Spieka-Knill, die beide im Bereich des nördlichen Teils der Geestzunge „Hohe Lieth“ liegen und strukturelle Parallelen zum dieser Region aufweisen.
Im Raum Gudendorf bilden Spuren und Überreste einer mit Wall und Graben befestigten Siedlung der Römischen Kaiserzeit den Ausgangpunkt der Forschungen, die 2013 – 2015 vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Rahmen des Programmes Pro*Niedersachsen gefördert wurden. Die Untersuchungen wurden von Iris Aufderhaar M.A. durchgeführt, bei der Klärung landschaftsgeschichtlicher Fragen wurde sie zeitweilig von Imke Brandt M.A. und Dr. Annette Siegmüller unterstützt.
Die besondere Stellung der Region um Gudendorf spiegelt sich wie auch bei der Region Sievern in einer deutlichen Verdichtung von Funden, die aus dem Römischen Reich an die Nordspitze des Elbe-Weser-Dreiecks gelangten und dort sowohl in Gräberfeldern als auch in Siedlungen im Elb-Mündungsbereich gefunden wurden. Bei den 2014 in Cuxhaven-Gudendorf durchgeführten Prospektionen und Sondagen gelang es ein aus einem Wall und mehreren Gräben bestehendes Befestigungswerk nachzuweisen, dass ein dicht mit obertägigen Gebäuden bzw. Grubenhäusern bebautes Siedlungsaral einschloss. Es kann somit als gesichert gelten, dass an dieser Stelle während der Römischen Kaiserzeit und frühen Völkerwanderungszeit eine befestigte Siedlung bestand.
Auch für die Region Spieka lässt der Altfund eines Goldbrakteaten die Vermutung zu, dass der Raum während der Völkerwanderungszeit Teil eines überregionalen Kommunikationssystems war. 2015 wurden in unmittelbarer Nähe des Brakteatenfundplatzes Sondagen durchgeführt, die zur partiellen Freilegung einer ausgedehnten Siedlung der Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit führte. Die Bebauung umfasste auch hier sowohl Langhäuser als auch Grubenhäuser. Das Fundmaterial zeigt nicht nur auf, dass in der Siedlung Handwerk betrieben wurde, Überreste von Terra Sigillata-Gefäßen, verweisen ebenfalls auf eine Einbindung der Siedlung in das überregionale Kommunikationsnetzwerk. Weitere Informationen finden Sie hier.
Literatur
- Aufderhaar, I. u. Siegmüller, A., 2015: Befestigungen und Siedlungen im nordwestlichen Elbe-Weser-Dreieck – Erste Ergebnisse der Untersuchungen in Gudendorf und Spieka-Knill. Siedlungs- und Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 38, 145-171.