Mehrsprachiges Glossar zum prähistorischen und historischen Holzbau
Die vorindustrielle Architektur in Europa wird zu einem wesentlichen Teil durch Holzkonstruktionen geprägt, die den Forschungsgegenstand verschiedener Fachrichtungen bilden, wie z.B. der Archäologie, der von Kunsthistorikern und Architekten betriebenen historischen Bauforschung oder der historischen Hausforschung im Fach Volkskunde. Die präzise Beschreibung dieser Holzkonstruktionen erfordert eine komplexe und hochspezialisierte Terminologie. Dabei gibt es unterschiedliche Vorstellungen von den Begriffsinhalten bei unterschiedlichen Forschungszweigen und nicht selten benutzen selbst Forscher der gleichen Fachrichtung in unterschiedlichen Regionen eines Landes verschiedenes Vokabular, wenn sie über den gleichen Sachverhalt sprechen. Es liegt auf der Hand, dass eine Verständigung auf internationaler Ebene durch unterschiedliche Begriffe und die unterschiedliche Auffassung von Begriffen in besonderem Maße erschwert ist.
Mit dem „Glossar zum prähistorischen und historischen Holzhausbau“ wurde der Versuch unternommen, die einzelnen Phänomene des Holzhausbaues zu definieren, die Fachtermini verschiedener Sprachen zu erklären und zueinander in Beziehung zu setzen. Das Themenfeld des Glossars beschränkt sich auf den Alltagsgegenstand „Haus“ und damit auf den Bereich der Holzarchitekturen, der im überlieferten Baubestand zahlenmäßig am bedeutendsten ist. Gesammelt wurden Begriffe aus allen Themenbereichen, die das Holzhaus betreffen: Ausgehend von der Holzbearbeitung mit ihren Werkzeugen und Arbeitstechniken wurden Konstruktionselemente von Dachwerken und Wandkonstruktionen, Holzverbindungen sowie Funktionstypen und –bereiche aufgenommen, soweit sie den gängigen Holzbau betreffen. Spezialgebiete der Holzbaukunst wurden dagegen ebenso wenig berücksichtigt wie mundartliche und nicht-fachsprachliche Bezeichnungen.
Der Aufbau des Glossars entspricht dem einer Terminologiesammlung. Dabei bildet im Gegensatz zu einem Wörterbuch nicht das Wort einer Ausgangssprache die Grundlage für eine Übertragung in die einzelnen Zielsprachen, sondern eine unabhängige Definition. Für einen so festgelegten Begriff werden die Benennungen in den einzelnen Sprachen ermittelt. Die Definitionen, die zum Teil erst neu erarbeitet werden müssen, können auch von dem bisher in den einzelnen Ländern gewohnten abweichen; sie sind insbesondere bei komplexeren Begriffen eng verbunden mit fachlichen Diskussionen.
Das Projekt wurde von 2004 bis 2010 am NIhK durchgeführt. Zunächst lag die Koordination in den Händen von Ulrike Oltmanns, ab 2007 bei L. Volmer. Das Projekt wurde durch die EWE-Stiftung, Oldenburg, und die Gertrud und Hellmut Barthel-Stiftung, Varel gefördert.
Literatur
- Volmer, L. (2007): Glossar zum prähistorischen und historischen Holzbau. Ein Projekt am Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven. In: AHF-Mitteilungen 71, August 2007, 10-13
- Lutz Volmer und Wolf Haio Zimmermann (Hrsg.), 2012: Glossar zum prähistorischen und historischen Holzbau. Französisch, Englisch, Niederländisch, Deutsch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Polnisch und Tschechisch. Studien zur Landschafts- und Siedlungsgeschichte im südlichen Nordseegebiet 3. Rahden/Westf.