Archaeobotanical Investigations at the Mesolithic site of Friesack/Brandenburg

Im Zuge von Ausgrabungen des mehrphasigen mesolithischen Fundplatzes Friesack (Rhinluch, Brandenburg) in den Jahren 1978-1989 wurden Proben zur pollenanalytischen und Großrestbearbeitung geborgen (Gramsch 2000). Im Gegensatz zu den Pollenanalysen (Kloss 1987a,b) begann die Aufarbeitung der Großrestproben erst 2002. Zahlreiche 14C-Daten stellen die verschiedenen Fundhorizonte in den Zeitraum vom Präboreal bis in das Atlantikum. Das Gesamtartenspektrum verweist vor allem auf Schwimmblatt- und Uferröhrricht-Gesellschaften (Nymphaeion, Phragmition, Bolboschoenion). Neben den Verlandungsgesellschaften fanden sich mit zahlreichen Haselnussschalen und verschiedenen Taxa der Ruderalgesellschaften auch Hinweise auf den mesolithischen Lagerplatz. Als anthropogen geförderte Arten treten z. B. Chenopodium album, Erodium cicutarium, Atriplex spp., Valerianella locusta, Plantago major und Urtica dioica auf, wobei letztere sich nicht ausschließlich ruderalen Standorten zuordnen lässt.
Bei den Analysen wurden Urtica-Nüsschen nachgewiesen, die sich morphologisch deutlich von U. dioica und U. urens unterscheiden. Ein Vergleich mit Rezentmaterial aller in Mitteleuropa vorkommenden Urtica-Arten führte zu U. kioviensis (Röhricht-Brennnessel, Sumpf-Brennnessel, Ukrainische Brennnessel), einer subkontinental verbreiteten Stromtalpflanze der warmen Auen und Niederungslandschaften.

Literatur

  • Wolters, S., Bittmann, F., Kummer, V. (2005) The first subfossil records of Urtica kioviensis Rogow. and their consequences for palaeoecological interpretations. Vegetation History and Archaeobotany 14:518–527 http://dx.doi.org/10.1007/s00334-005-0084-9
  • Wolters, S. (2009): Badeplatz mit Picknickecke. Archäobotanische Untersuchungen am mesolithisch-neolithischen Fundplatz 4, Friesack, Landkreis Havelland. Archäologie in Berlin und Brandenburg, 2007: 53–55.