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Manifestation der Macht – Burgenbau als Indiz gesellschaftlicher Transformationsprozesse im niedersächsischen Küstenraum

Im Rahmen des vom Land Niedersachsen im Pro*Niedersachsen-Programm geförderten Projektes „Manifestation der Macht – Burgenbau als Indiz gesellschaftlicher Transformationsprozesse im niedersächsischen Küstenraum“ erforscht das NIhK (Thorsten Becker, Dr. Kirsten Hüser, Dr. Stefan Krabath, Michael Lunge) zusammen mit der Ostfriesischen Landschaft (Dr. Rolf Bärenfänger, Dr. Jan Kegler, Dr. Sonja König, Hajo van Lengen, Dr. Paul Weßels), dem Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung, Regionaldirektion Aurich (Dipl.-Ing. Jens Keilmann), dem Niedersächsischem Landesarchiv – Abteilung Aurich (Dr. Michael Hermann) und der Fryske Akademy, Leeuwarden (Prof. Dr. Johannes Adriaan Mol) den spätmittelalterlichen Befestigungsbau im niedersächsischen Küstengebiet zwischen Weser und Ems. Das Arbeitsgebiet nimmt in der historischen Entwicklung Niedersachsens eine Sonderstellung ein: In den genossenschaftlich organisierten autonomen Landesgemeinden der Friesen bildete sich nach Aussage schriftlicher Quellen eine Elite heraus, die ihre Macht durch den Bau von „Festen Häusern“ manifestierte. Insbesondere diese bislang von archäologischer Seite wenig untersuchten Steinhäuser sollen mit Hilfe archäologischer und historisch-geographischer Methoden analysiert werden, um Prozesse des gesellschaftlichen Wandels besser charakterisieren zu können. Einer Datierung des Steinhausbaus mit archäologischen Quellen kommt dabei eine hohe Relevanz zu. Zudem wird versucht, die Funktion der Steinhäuser und anderer Befestigungen im Rahmen von Territorialverteidigung, herrschaftlicher Repräsentation und Schutz von Verkehrsinfrastruktur besser zu verstehen. Darüber hinaus gilt es Abhängigkeiten von Steinhausbau und Landeserschließung durch Bedeichungsmaßnahmen nach großflächigen Landverlusten zu erkennen und zu beschreiben. Im Rahmen der Projektvorbereitung wurden Recherchen durchgeführt, durch die Hinweise auf mehr als 500 Standorte derartiger Anlagen erschlossen werden konnten; diese Daten bilden den Ausgangspunkt für die vorgesehenen Untersuchungen. Erstmals sollen auf Grundlage eines aus LiDAR-Daten modellierten Mikroreliefs Daten zu Struktur und Umfeld der Befestigungen erhoben werden. Diese werden ergänzt durch Fachdaten aus archäolo­gischen Ausgrabungen, historisch-archivalischen Quellen (insbesondere Inventare und Altkarten) und den Ergebnissen aus geomagnetischen Prospektionen. GIS-gestützte historisch-geographische Auswertungen sollen zu einem besseren Verständnis von Befestigungsbau und Herrschaftsbildung im späten Mittelalter vor dem Hintergrund naturräumlicher Gegebenheiten beitragen.

 

Literatur

  • Bärenfänger, Rolf: Ostfriesische Verteidigung: Steinhäuser und Burgen. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 20, 2008, S. 69–76.
  • Hajo van Lengen, Geschichte des Emsigerlandes vom frühen 13. bis zum 15. Jahrhundert. 2 Bände. Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands 53 (Aurich 1973–1976).