Wurten und Strandwälle im nördlichen Butjadingen
Der Küstensaum Butjadingens ist eine der jüngsten Landschaften Deutschlands. Spätestens seit der Römischen Kaiserzeit war die Region dicht besiedelt. Sie ist charakterisiert durch eine Progradation der Küstenlinie, die vor allem in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausend n. Chr. stattfand. Sedimenteintrag an der exponierten Nordspitze Butjadingens führte zu sich nordwärts vorbauenden Strandwällen, wodurch sukzessive neues Siedlungsland entstand. Die Menschen der Römischen Kaiserzeit profitierten von der Anbindung an die Weser, wie auch von dem frischen kalkreichen Marschland, das sie besiedelten und schrittweise nutzten, der sich seewärts verlagernden Küstenlinie folgend. Dabei entstanden zunächst Flachsiedlungen, die später zu Wohnhügeln (Wurten) erhöht wurden. Bis heute sind die Wurtensiedlungen auf den verschiedenen Strandwällen prägend für das Landschaftsbild der Region. Erst im Mittelalter wurde mit dem Bau eines geschlossenen Küstendeichs die natürliche Landschaftsentwicklung unterbunden. Viele der römisch-kaiserzeitlichen Wurten im eingedeichten Gebiet sind bis heute hervorragend erhalten, unbebaut und liegen in landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Region ist deshalb der ideale Untersuchungsraum, um die Wechselwirkungen zwischen der Entwicklung der Besiedlung und der Landschaft zu analysieren. Im Projekt sind eine Neuauswertung aller vorliegenden siedlungsarchäologischen und landschaftsgenetischen Daten geplant, wie auch umfassende Geländekampagnen mit dazugehörigen Laborauswertungen. die neue Erkenntnisse zur Mensch-Umwelt-Interaktion liefern sollen.
Das interdisziplinär angelegte Projekt wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert und läuft von September 2023 bis August 2026. Die Geländearbeiten finden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Andreas Vött des Fachbereichs Geomorphologie an der Universität Mainz statt. Projektmitarbeiter*Innen sind Thorsten Becker, M.A. für die Archäologie und Kira Raith, M. Sc. für die Geowissenschaften.