Interdisziplinäre Untersuchungen an Pingoruinen als Umweltarchive - Beiträge zur Rekonstruktion der mesolithischen Umweltbedingungen in Nordwestdeutschland

Im Rahmen eines Pilotprojekts wurden drei Pingoruinen untersucht, um einen ersten Eindruck von Sedimentation und organischer Erhaltung (hier vor allem Pollen) in den Pingos sowie von archäologischen Funden im direkten Umfeld zu gewinnen.
Bei den Pingoruinen handelt es sich um Reste unterirdischer Eislinsen in Permafrostgebieten, die von Grund- oder Schmelzwasser genährt, langsam zu Hügeln – sogenannten Pingos- aufwachsen. Solche entstanden auch während der letzten Eiszeit in den eisfreien Permafrostgebieten des nördlichen Mitteleuropas. Mit der Klimaerwärmung des Holozäns schmolzen die Eiskerne und aus den Pingos entstanden Pingoruinen: kleine, heute zum Teil verlandete Seen umgeben von einem niedrigen Randwall. Das Vorkommen von Pingos bzw. Pingoruinen aus der Weichseleiszeit in Nordwestdeutschland ist erst in den letzten Jahren in den Fokus der Forschung geraten. Im Rahmen des Pilotprojekts wurden jeweils mehrere Sedimentkerne an drei Pingoruinen erbohrt. Dabei handelt es sich um das Wrokmoor und das Timmeler Frauenmeer in Ostfriesland und den Weißen See bei Heinbockel im Landkreis Stade. Die Bohrkerne wurden pollenanalytisch und geochemisch (XRF-Scans) untersucht. Anhand der pollenanalytischen Untersuchungen kann die Vegetationsentwicklung im Umfeld der Pingoruinen lückenlos nachvollzogen werden. 
Archäologische Beweise für eine frühe Nutzung der Pingoruinen fanden sich unter den drei untersuchten Pingos lediglich am Wrokmoor in Form einer mesolithischen Fundstreuung auf der Innenseite des Randwalles. Eine weiterführende Recherche nach archäologischen Fundstellen an Pingos zeigte jedoch, dass eine auffällig große Anzahl mesolithischer Fundstellen im Raum Ostfriesland an kleinen Senken liegt, für die eine Entstehung als Pingoruine in mehreren Fällen bereits nachgewiesen werden konnte.