Wo sind all die Schiffe hin …?

Das Bild der südlichen Nordseeküste des 1. Jahrtausends, wie es durch die Forschungen am Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung gezeichnet wird, berechtigt zu der Frage nach den Wasserfahrzeugen Ihrer Bewohner. Ein Leben und Siedeln in dieser durch Priele und Flussmündungen zergliederten, und von der Tide beeinflussten Landschaft entlang dem Meer, wäre ohne schwimmende Transportmittel nicht denkbar. Auch abgeschottet war dieser Teil Europas nicht. Funde aus anderen Regionen belegen etwa schon früh Verbindungen in das römische Reich. Und doch stellt die schifffahrtsarchäologische Erforschung dieser Region im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung einen weißen Flecken auf der Forschungskarte dar.

Diesen Flecken gilt es seit dem 1. September 2021 durch das Projekt „Küste ohne Schiffe“ unter der Leitung von Dr. Mike Belasus, das im Rahmen des Pro*Niedersachsen Programms des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur gefördert wird, mit Inhalt zu füllen. In den kommenden Jahren werden Wasserfahrzeuge dieser Zeit und ihre Einzelteile in den Archiven und Magazinen von Museen und Einrichtungen der archäologischen Denkmalpflege erfasst und dreidimensional dokumentiert. Eine Auswahl wird exemplarisch ausgewertet werden um ihre Fahrtgebiete genauer eingrenzen und ihrer potentiellen Aufgabe zuordnen zu können. So wird erstmals der Schritt unternommen, die „Schiffe“ des ersten Jahrtausends an Niedersachsens Küste zurück zu bringen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Datierung der Funde mit Hilfe der Dendrochronologie zu. Die Möglichkeiten und Perspektiven wurden deshalb am 26.10. mit der dänischen Expertin Dr. Aoife Daly am Beispiel zweier Boote des Gräberfeldes an der Fallward im Museum Burg Bederkesa diskutiert.